Kinderschutzprojekt in Pfaffenhofen erfolgreich beendet
Roth, 2012 (Edgar Griese) Das erste Projekt zum Thema “Alles, was Kinder stark macht”, von Eltern initiiert und von Pfarrer Manfred Hohnhaus und der evangelischen Kirchengemeinde unterstützt, fand nun in Pfaffenhofen seinen Abschluss. Meldungen und Berichte über sexualisierte oder körperliche Gewalt von Erwachsenen gegen Kinder, aber auch von Kindern verschiedener Altersstrukturen untereinander, weisen eine deutlich zunehmende Tendenz auf. Dabei vertraut jeder auf sein persönliches, vermeintlich friedfertig erscheinendes Umfeld und kann doch nicht sicher sein, dass sein Kind nicht auch einmal Opfer von Übergriffen wird.
Um dieser Gefahr präventiv etwas entgegen zu setzen, engagierten Mitglieder des Elternbeirats der Grundschule Pfaffenhofen und interessierte Eltern die Nürnbergerin Angela Böhm, die sich als staatlich geprüfte Pädagogin auf das Training mit Kindern unter dem Motto ”Starke Kinder werden selten Opfer” spezialisiert hat.
Vorrangiges Ziel des Projekts war es, den Kindern im Vor- und Grundschulalter gezielter und in spielerischer Form, durch dynamische und dann wieder sehr ruhige Übungselemente aufzuzeigen, wie sie eine mögliche Gefahr erkennen können, um sich dieser dann zu entziehen und sich davor zu schützen. Aber auch die Bereitschaft der Erwachsenen, sich dieses z.T. unbequemen, sensiblen Tabuthemas in einer bewussten, offenen Auseinandersetzung aktiv anzunehmen, stieß auf große Resonanz.
Bei einem Info-Abend war das Interesse der Eltern so groß, dass 45 Kinder für den Selbstbehauptungskurs in Pfaffenhofen angemeldet wurden. In Gruppen aufgeteilt, wurden mit den Kindern in verschiedenen Modulen Themen wie Wahrnehmung (Selbst- und Fremdwahrnehmung), Erkennung sexualisierter Übergriffe, Abgrenzung, Schutz und Hilfe behandelt. Rollenspiele und gezielte Übungen sollte das Selbstbewusstsein der Kinder stärken. “Es hilft nichts, immer nur zu beklagen, dass die Welt für Kinder immer gefährlicher wird oder höhere Strafen für Täter zu fordern. Es muss bei den Kindern angesetzt werden – sie müssen gestärkt werden!” ist sich Angela Böhm sicher. “Denn Täter suchen Opfer – und keine Gegner!”
Ein weiterer Höhepunkt für die Kinder war eine themenbezogene Puppenspielaufführung mit den Hauptfiguren Clara und Tobi. Der Organisatorin des Projekts, Tanja Köllisch aus Pfaffenhofen, war es gelungen, die professionelle Puppenspielerin Beate Welsch aus dem Landkreis Erding für das Projekt zu gewinnen. Diese erklärte sich sofort bereit, das zusammen mit dem Polizeipräsidium Oberbayern entwickelte Stück zum Ende des Kurses auf privater Basis vorzuführen. Der Inhalt des Puppenspiels passte zu den vorherigen Inhalten der Trainingsmodule wie “der Deckel zum Topf”. Clara und Tobi sind Freunde und gehen in den gleichen Kindergarten. An einem Wochenende fährt Tobi mit seinen Eltern weg und erlebt dort einen sexuellen Übergriff. Dieses Erlebnis bewirkt bei ihm starke “Bauchschmerzen”. Clara kann ihm helfen, das “schlechte Geheimnis” weiterzuerzählen und somit aufzulösen. Die Kinder folgten der Geschichte so angespannt, dass man es hätte hören können, wenn eine Nadel zu Boden gefallen wäre.
“Mühe und Aufwand haben sich auf jeden Fall gelohnt. Wir können zwar keinen 100%-igen Schutz bieten, aber jedes einzelne Kind, das aus einem solchen Projekt selbstbewusster und gestärkt hervorgeht, das deswegen vielleicht nicht Opfer wird, ist ein Gewinn!” war unisono die Meinung der Eltern am Nachbereitungsabend.
Um die Nachhaltigkeit der bisherigen Erfolge durch Vertiefung und ergänzende Inhalte zu erreichen, wurden bereits Planungen für einen Folgekurs im Spätherbst aufgenommen. Pfarrer Manfred Hohnhaus, der sich bei Angela Böhm und Tanja Köllisch an diesem Abend für die Arbeit bedankte, war von der Wichtigkeit eines solchen Trainings überzeugt. Er erklärte seine Absicht, die Kurse auch auf die Bereiche der Kinder- und Jugendarbeit in der Stadt Roth zu erweitern.