Wenn Dein Kind Dich fragt
Was ist eigentlich Pfingsten?
An Pfingsten feiern wir den Geburtstag der Kirche. Der Geist von Jesus kam auf die Menschen und begeisterte sie so sehr, dass sie nicht aufhören konnten, sich zu freuen: ‚Jesus ist bei Gott im Himmel. Jetzt kann Jesus jedem Menschen an jedem Ort nahe sein. Der Heilige Geist von Jesus schenkt allen Menschen Frieden. Das sagen wir weiter.‘
Hausandacht an Pfingstmontag
1. Juni um 10 Uhr
Die Hausandacht beginnt mit dem Glockenläuten um 10 Uhr, es folgen Begrüßung, Gebet und Lesung. Die Fürbitte geht über ins Vaterunser mit dem Geläut der Vaterunser-Glocke. Nach dem Segen läuten noch einmal die Glocken.
Begrüßung
Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen. Die Glocken läuten. Es ist Pfingsten. Der Tag, an dem der Geist von Jesus zu den Menschen kommt. Eine Kerze ist angezündet für Jesus. Wir sind da – an unterschiedlichen Orten zur gleichen Zeit im Glauben, in Angst, in Hoffnung. Jesus sagt: Nehmt hin den Heiligen Geist!
Gebet
Gott, ich bin hier (wir sind hier). Und Du bist hier. Ich bete (wir beten) zu Dir im Glauben: Ich bin (Wir sind) verbunden mit Dir. Mit anderen, anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt. Es ist Pfingsten! Wir sind verbunden, auch wenn es niemand sieht. Wir sind verbunden, ganz gleich, was geschieht. Du bist hier bei mir (uns) – das genügt. Amen.
Lesung (Joh. 20, 19-23 in Leichter Sprache)
Es ist der erste Abend in der Woche. Die Freunde von Jesus haben Angst vor den anderen Menschen. Darum haben sie alle Türen geschlossen. Auf einmal steht Jesus in der Mitte vom Raum. Jesus sagt zu seinen Freunden: ‚Friede für euch!‘ Und Jesus zeigt danach seinen Freunden seine Hände und seine Seite. Da erkennen seine Freunde: Das ist Jesus. Und die Freunde freuen sich: ‚Das ist Jesus!‘ Und Jesus sagt noch einmal zu seinen Freunden: ‚Friede für euch! Gott hat mich zu euch geschickt. Und jetzt schicke ich euch zu den Menschen.‘ Jesus haucht die Jünger an. Dazu sagt Jesus: ‚Das ist der Atem von Gott. Das ist die Kraft von Gott. Die Kraft von Gott ist der Heilige Geist. Ihr bekommt den Heiligen Geist. Mit dieser Kraft könnt ihr den Menschen die Sünden vergeben. Bringt Frieden zu den Menschen.‘
Predigt siehe unten
Fürbitte
Vater im Himmel, in deinem Sohn Jesus Christus sind wir verbunden. Wir danken dir für deinen Geist, den Geist Jesu. Er hat die ersten Jünger stark gemacht und gibt auch uns neue Energie. Wir bitten dich: Sende deine Kraft zu allen, die sich schwach oder mutlos fühlen. Sende dein Licht zu allen, die traurig oder krank sind. Sende deinen Geist zu allen, die dich suchen. Wir denken an alle, die in diesen Zeiten einsam sind. Wir denken an alle, die helfen. Schenke ihnen Kraft. Wir atmen die Luft Deiner Schöpfung. Bewege uns, dass wir mit der Freude der Pfingstbotschaft in diesen Tag gehen. In der Stille nennen wir dir die Namen von Menschen, an die wir jetzt besonders denken:
> Stille < Wir beten mit deinen Worten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gott sendet mich (uns)
Jesus haucht seine Jüngerinnen und Jünger an. Er gibt mir (uns) den Heiligen Geist. Ich atme ein. Ich atme aus. (Wir atmen ein. Wir atmen aus) – ohne Angst. Ich bin (wir sind) umgeben von Gottes Kraft, die alles schafft.
Segen
Halte deine (Haltet eure) Hände offen nach oben und sprich (sprecht):
Gott segne uns und behüte uns. Gott lasse sein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf uns und gebe uns Frieden. Amen.
Dann öffne das Fenster – atme ein, atme aus. Lass deine Kerze noch ein wenig brennen. Oder mach einen Pfingstspaziergang. Oder stell Dir vor: Der nächste Kaffee, den Du trinkst, wäre ein Kaffee mit Gott. Was würdest du heute mit Gott besprechen wollen, bei einer Tasse Kaffee (oder Tee)?
(Nach einer Idee von F. Baltruweit und E. Rabe-Winnen, überarbeitet von E. Hadem)
Predigt über die Legende vom
Apostel-Glaubensbekenntnis von Eberhard Hadem
Liebe Gemeinde am Pfingstmontag
Im Jahr 390 nach Christus behauptet die Mailänder Synode in einem Brief an den Papst Siricus, das Glaubensbekenntnis sei von den Zwölf Aposteln gemeinsam formuliert worden. Aber schon Mitte des 15. Jahrhunderts hält das Konzil von Florenz fest, dass das keine historische Tatsache ist. Es gilt nach wie vor als Apostolisches Glaubens-bekenntnis, auch wenn die Legende nur in Stichworten festhält, was christlicher Glaube bedeutet:
Am zehnten Tage nach der Himmelfahrt, als sich die Jünger… versammelt hatten, sandte der Herr ihnen den verheißenen Heiligen Geist. Bei seiner Herabkunft wurden sie entflammt wie glühendes Eisen und, da sie mit der Kenntnis aller Sprachen erfüllt waren, verfassten sie das Glaubens-bekenntnis. Petrus sagte: „Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater… Schöpfer des Himmels und der Erde“… Andreas sagte: „und an Jesus Christus, Seinen Sohn,… unseren einzigen Herrn“… Jakobus sagte: „Der empfangen wurde vom Heiligen Geist… geboren von der Jungfrau Maria“… Johannes sagte: „der unter Pontius Pilatus litt… gekreuzigt wurde, starb und begraben wurde“… Thomas sagte: „der zur Hölle niederfuhr… am dritten Tage wieder auferstand von den Toten“… Jakobus sagte: „auffuhr gen Himmel… sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters“… Philippus sagte: „von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten“… Bartholomäus sagte: „Ich glaube an den Heiligen Geist“… Matthäus sagte: „die heilige christliche Kirche… Gemeinschaft der Heiligen“… Simon sagte: „die Vergebung der Sünden“… Thaddäus sagte: „die Auferstehung des Fleisches“… Matthias sagte: „ein ewiges Leben“.
Der Gedanke, dass die Zwölf Apostel das Glaubensbekenntnis gemeinsam formuliert haben, hält etwas Besonderes fest: Niemand kann seinen Glauben alleine bekennen. Mag es Situationen geben, wo ein Christ das tut, so ist das Glaubensbekenntnis immer eine Gemeinschaftsaktion. Glaube mag persönlich sein, doch er ist niemals privat. Und er findet seinen tiefsten Ausdruck dort, wo Menschen gemeinsam bekennen, dass der dreieinige Gott ihr Leben trägt. Das ist nicht nur eine zufällige liturgische Entscheidung gewesen, es im Gottesdienst gemeinsam zu sprechen. Der Glaube unterscheidet sich gerade darin von einer Weltanschauung, die ein Einzelner hat. Der Glaube ist immer sozial – und ist er es nicht, so ist der Glaube ein unvollständiges Ding. Ein privat zusammengemixter Glaube ist nur noch ein Schatten des Wir-Glaubens. Das Wir der Glaubenden ist kein betoniertes und abgeschlossenes Wir, sondern ein lebendiges soziales Wesen, eine Gemeinschaft. Ist es das nicht, kann es auch als Wir mindestens so asozial sein wie ein Einzelner. Dennoch bleibt das Wir im Glauben für Christen entscheidend. Für die ollen Griechen waren Einzelgänger suspekt, sie nannten Bürger, die sich aus allem raushielten und sich für nichts engagierten ἰδιώτης, auf Deutsch: ‚Privatperson‘. Später wurde daraus das unchristliche Schimpfwort: Idiot. Als Privatperson kann jeder seine Meinung haben, aber als glaubende Christen sagen wir zueinander: ‚In diesem Glauben wage ich mit dir und euch gemeinsam meinen Lebensweg zu gehen. Ich bin bereit dazu. Ich wage es mit euch. Und ich bitte euch: Wagt es mit mir.‘ Das ist der Grund, warum wir im Gottesdienst unseren Glauben bekennen und im Sprechen zu den anderen sagen: ‚Daran hat sich nichts geändert. Wir bleiben gemeinsam dem Glauben und der Liebe auf der Spur.‘ So begann es in Jerusalem an Pfingsten – und daran hat sich bis heute nichts geändert. Deshalb ist es jedes Mal ein Pfingstmoment, wenn wir im Gottesdienst unseren Glauben bekennen. In diesem Sinn spricht das Schaf Eberhard zu euch anderen Schafen: Der Herr ist unser Hirte. Amen.
Pfingstmontag, 1. Juni 2020, Roth